Bücherfest der Edition Romiosini 2022 & Offizieller Akt zur Schenkung der Bibliothek Alexandros Kotzias und Elisavet Kotzia
Programm rund um die Bücherwelt der Edition Romiosini/Centrum Modernes Griechenland
Habelschwerdter Allee 45, KL 32/123 (Rostlaube), 14195 Berlin
Das CeMoG und die Edition Romiosini feiern am Dienstag, dem 14. Juni 2022 die Schenkung der Bibliothek Alexandros Kotzias und Elisavet Kotzia im Rahmen des diesjährigen Bücherfests mit dem Lyriker Dionysis Kapsalis, der Literaturkritikerin Elisavet Kotzia und dem Literaturkritiker Tobias Lehmkuhl. In Dahlem, an der Freien Universität. Eintritt frei.
Ob Aufruf, Provokation oder Protest, ein offener Brief war und ist eine besondere Form des offenen Dialogs, ein Forum, ein Ansporn zum Austausch. Und dadurch ein willkommenes Format für die Edition Romiosini des CeMoG, das sich genau als das versteht: eine Agora, ein Ort des Dialogs und der Zirkulation von Ideen. Die Edition Romiosini hat bisher 11 offene Briefe deutsch- oder griechischsprachigen Autor*innen an Kolleg*innen jenseits ihrer Grenzen.
Camus notierte 1958 in sein Griechenland-Tagebuch: „Mit der Wirklichkeit nicht mogeln. Somit seine Originalität und Ohnmacht akzeptieren. Dieser Originalität gemäß bis zu dieser Ohnmacht leben. Im Mittelpunkt die Schöpfung mit den immensen Kräften des endlich respektierten Menschen.“
Auf Camus’ Fährte kam ich 2014 nach Symi. Dort sah ich:
in der Oberstadt des Fischerhafens
ein Haus, dessen Dach, Innenwände und Fuß-
böden hat ein das aufgegebene Gemäuer
nach und nach einnehmender Baum
gesprengt.
Wild, tief dunkelgrün,
wächst die Feige auf Unrat und Müll,
hineingeworfen zu den Fenster-
löchern – wie in einen
Schacht, in dem
Verfallenmüssen und
Leere zusammenfinden und
Zeit und Tod vergehen vor lauter Leben.
Mit dem Schluss dieses einzigen Gedichts, das mir über Griechenland zu schreiben bisher vergönnt war, wünsche ich Ihnen, lieber Dionysis Kapsalis, Glück.
Ihr
Mirko Bonné
»» Leseempfehlung: Mirko Bonné an Dionysis Kapsalis Zweisprachige Ausgabe deutsch-griechisch, aus dem Griechischen übersetzt von Kostas Kosmas. Edition Romiosini, 2022
19:15 Uhr Lesung und Gespräch mit Dionysis Kapsalis und dem Literaturkritiker Tobias Lehmkuhl"Ich erinnere mich an eine Szene aus einem Film der Marx Brothers: Der taubstumme Harpo, mit leicht vorgeneigtem Körper, die eine Hand an der Taille, stützt sich mit der anderen Hand an eine Wand. Ich erinnere mich nicht, ob diese Wand zu einem Gebäude gehörte, habe aber den Eindruck, dass sie völlig alleine da stand, Kulisse eben. In dieser halb ausruhenden Haltung ertappt ihn der Polizeipräfekt. »Was machst Du da?« fragt er ihn, »hältst Du die Wand fest, damit sie nicht fällt?« Harpo nickt heftig zustimmend, mit jenem dämonischen Grinsen, das oft sein Gesicht überzieht. Der Polizist lacht mit der verrückten, kindischen Behauptung von Harpo, nimmt ihn an der Hand und zieht ihn plötzlich und heftig zu sich heran und geht mit ihm weg. Und die Wand fällt tatsächlich zusammen.
Es ist wohl ziemlich sicher, dass die Lyrik sich nicht an der Wand abstützt, sie klebt aber beharrlich daran. Um sicher zu gehen, sollten wir sie nicht allzu plötzlich von ihrer kleinen Illusion losreißen. Man weiß nie, was passiert."
Dionysis Kapsalis
»» Leseempfehlung: Dionysis Kapsalis, Das Geräusch der Zeit. Ausgewählte Gedichte 1982–2020 Aus dem Griechischen übersetzt von Torsten Israel, mit einem Nachwort des Autors. Edition Romiosini, 2022
»» Programmtipp: 15.06.22, 19-21 Uhr, Egon-Erwin-Kisch-Bibliothek, Frankfurter Allee 149, 10365 Berlin-Lichtenberg
23. Poesiefestival Berlin / Poets' Corner. Mit Petrus Akkordeon, Veronique Homann und Dionysis Kapsalis
Moderation: Tobias Herold
Etwa 5.000 Buchbände aus der Bibliothek des Autors, Übersetzers und Literaturkritikers Alexandros Kotzias und seiner Tochter, der Literaturkritikerin Elisavet Kotzia, wurden an die Philologische Bibliothek der Freien Universität Berlin geschenkt. Diese großzügige Schenkung macht die Philologische Bibliothek der Freien Universität Berlin zur best ausgestatteten Universitätsbilbiothek Deutschlands für die Erforschung der neugriechischen Literatur des 20. Jahrhunderts.
Alexandros Kotzias (1926–1992), Autor, Übersetzer und Literaturkritiker, war eine wichtige Figur des zeitgenössischen Literaturgeschehens in Griechenland. Sowohl durch seine Prosa, als auch durch seine Essays und Übersetzungen trug Kotzias aktiv zur historischen Erinnerung an den „Griechischen Dreißigjährigen Krieg“ bei, wie er die Zeit 1944–1974 bezeichnete. Die Journalistin und freie Autorin Elisavet Kotzia war von 1987–2012 Literaturkolumnistin der Zeitung „Kathimerini“
- Grußwort durch Prof. Dr. Bernd Roling, Geschäftsführender Direktor des Instituts für Griechische und Lateinische Philologie
- Elisavet Kotzia: Zur Schenkung der Bibliothek Alexandros Kotzias und Elisavet Kotzia an die Philologische Bibliothek der Freien Universität Berlin
»» Aus Anlass der Schenkung wurde die Novelle von Alexandros Kotzias, Jaguar (Aus dem Griechischen übersetzt von Hans Eideneier, mit einem Nachwort von Vangelis Chatzivasileiou) im Programm der Edition Romiosini aufgenommen
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Die Edition Romiosini ist ein Projekt des Centrum Modernes Griechenland (CeMoG). Sie veröffentlicht griechische und griechenlandbezogene Literatur (Belletristik, Sachbuch und Fachliteratur) in deutscher Sprache und entwickelt eine digitale Bibliothek der griechischen Literatur und neogräzistischen Forschung. Die Titel der Edition Romiosini/CeMoG werden zur Online-Lektüre angeboten und können auch als E-Book oder Book-on-Demand erworben werden.
Im Bücherfest 2022 stehen unsere neuesten Publikationen im Fokus:
»» Helene Varopoulou, Porträts und Landschaften des neugriechischen Theaters Aus dem Griechischen übersetzt von Natascha Siouzouli, mit Bildern von Vouvoula Skoura. Edition Romiosini, 2022.
»» Dimitris Dimitriadis, Ich sterbe als Land, Transfer, die Beauftragung Aus dem Griechischen übersetzt von Ulf-Dieter Klemm, mit einem Nachwort von Yannis Stavrakakis. Edition Romiosini, 2022
»» Ersi Sotiropoulos, Was bleibt von der Nacht Aus dem Griechischen übersetzt von Doris Wille, mit einem Nachwort der Autorin. Edition Romiosini, 2021
»» Konstantinos P. Kavafis, Gedichte Aus dem Griechischen übersetzt von Wolfgang Josing, durchgesehen durch Danae Coulmas und mit einem Nachwort von Miltos Pechlivanos. Ediiton Romiosini, 2021
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Die Edition Romiosini ist ein Publikationsprojekt des Centrum Modernes Griechenland, ermöglicht durch die großzügige Unterstützung der Stavros Niarchos Foundation.Informiert bleiben: der CeMoG-Newsletter!
Zeit & Ort
14.06.2022 | 18:30 s.t. - 22:00
Freie Universität Berlin
KL 32/123 (Habelschwerdter Allee 45 / Rostlaube)