Konferenz
Das Centrum Modernes Griechenland (CeMoG) der Freien Universität Berlin organisiert in Zusammenarbeit mit der Arbeitsstelle für deutsch-griechische Beziehungen (EMES) der Nationalen und Kapodistrias Universität Athen den folgenden Workshop zum Thema:
„Die deutsch-griechischen Verflechtungen zur Zeit König Ottos“
Berlin, 8. – 10. November 2019
Zur KonferenzIn keiner Phase der jüngeren und jüngsten Geschichte Griechenlands hat die Einführung staatlicher Institutionen zu einer vergleichbaren gesellschaftlichen und kulturellen Transformation beigetragen wie in den drei Jahrzehnten unter der Herrschaft von König Otto. Der durch die deutsch-griechischen Verflechtungen vermittelte Import europäischer Muster und Modelle in einer vor kurzem noch osmanisch beherrschten Region ging mit tiefgreifenden politischen, institutionellen, ökonomischen, sozialen und kulturellen Wandlungsprozessen ebenso einher wie mit dem Wandel urbaner Strukturen und Praktiken des Alltags. Trotz aller Widerstände und Konflikte hat sich das Bild des Landes am Ende der „Bayernherrschaft“ – eines Begriffes, der im Sinne eines Metanarrativs der deutsch-griechischen Geschichte zu untersuchen wäre – grundlegend verändert.
Die Bedeutung der Rezeption jener Muster und Modelle, welche die Bayern im breiteren Rahmen europäischer Kulturtransfers nach Griechenland brachten, wurde bereits in der älteren Forschung hervorgehoben. Die Systematisierung dieser Befunde soll Gegenstand verschiedener Essays sein, die für das Online-Compendium geschrieben werden. Die bisherige Forschung beschränkt sich häufig auf die Perspektive der allgemeinen politischen Geschichte Griechenlands und wird im besten Falle auf Einzelbereiche wie die Gesetzgebung, die Bildung, die Heeres- oder Kirchenorganisation ausgeweitet. Eine solche Untersuchungsperspektive vernachlässigt wichtige Aspekte der Verflechtungen zwischen dem entstehenden neugriechischen und dem deutschsprachigen Raum sowie die Einbettung dieser Verflechtungen in den breiteren europäischen Kontext.
Die Konferenz zielt somit darauf ab, bislang unerforschte Seiten der Beziehungen zwischen dem deutschsprachigen Raum und desjenigen Teils des neugriechischen Kulturraums zu beleuchten, der sich im Rahmen des neu entstehenden Königreichs entwickelte. Im Mittelpunkt stehen dabei die Ideen, die Mentalitäten und Kulturtransfers, die zur Herausbildung der Alltagskultur sowie der dominanten sozialen und kulturellen Modelle beitrugen, sowie die Entwicklung der institutionellen Rahmen und der Elemente der materiellen Kultur, die aus den obigen Wandlungsprozessen hervorgingen.
Detailliertes Konferenzprogramm (als PDF-Download)
Zum HintergrundDen Rahmen der Konferenz bildet die Entwicklung des Online-Compendiums der deutsch-griechischen Verflechtungen (ComDeG). Das Online-Compendium ist ein zweisprachiges, frei zugängliches Referenzwerk, das eine breite Öffentlichkeit mit verlässlichen Informationen über die historischen, kulturellen und wissenschaftlichen Verflechtungen versorgt, die den deutsch- und den griechischsprachigen Raum seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert miteinander verbinden. Hierzu trägt eine Vielzahl wissenschaftlicher Fachdisziplinen bei, die das gesamte Spektrum der Geistes- und Sozialwissenschaften umfasst.
Die bewusste Entscheidung für den Plural der Verflechtungsgeschichten spiegelt sich nicht nur in der programmatischen Interdisziplinarität des Werkes wider, sondern bestimmt auch die Architektur des Compendiums. Dessen Essays sind in drei Typen unterteilt: Mikrogeschichten, Makrovorgänge und Metanarrative. Hierbei handelt es sich um unterschiedliche perspektivische Fokussierungen auf das historische Material, die es erlauben, die unterschiedlichen Faktoren aufzuzeigen, die sich zu verschiedenen Zeiten miteinander verflochten und zu einer vielseitigen gemeinsamen Geschichte zusammengefügt haben.
Die Konferenz bildet den Auftakt einer Reihe wissenschaftlicher Veranstaltungen zur Produktion von Essays für das Online-Compendium. Ihr Ziel besteht in der Systematisierung und Aufbereitung des bestehenden Fachwissens für eine breitere Öffentlichkeit. Gleichzeitig geht es aber auch um die Aufdeckung unbekannter und umstrittener Aspekte, aus denen sich Perspektiven für die künftige Forschung ergeben.
Wichtige Termine- Einreichung der Essays, die im Rahmen der Konferenz diskutiert werden: bis 25. Oktober 2019
- Durchführung der Konferenz: 8.-10. November 2019
Konferenzsprachen: Griechisch und Deutsch. Ihr Essay schicken Sie bitte an folgende E-Mail-Adresse: z.stoikou@fu-berlin.de