#Wissenswert
20.10.2015
Für die Reihe Working Papers der Wissensbasis zur Geschichte des deutsch-griechischen Kultur- und Wissenstransfers fördert das CeMoG die Anfertigung von wissenschaftlichen Arbeiten, die sich mit verschiedenen Aspekten aus der Geschichte des deutsch-griechischen Kultur- und Wissenstransfers beschäftigen. In diesem Zusammenhang werden jährlich bis zu fünf Forschungsprojekte im Bereich der Geistes-, Kultur-, Geschichts- und Sozialwissenschaften gefördert. Jedes Projekt wird mit bis zu 5.000 € unterstützt. Gefördert wird die Anfertigung von wissenschaftlichen Arbeiten, die sich mit verschiedenen Aspekten aus der Geschichte des deutsch-griechischen Kultur- und Wissenstransfers beschäftigen. Für die Ausschreibung 2015-2016 können sich Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler bewerben. Die Bewerbungen sind in elektronischer Form bis zum 27. November 2015 einzureichen unter info@cemog.fu-berlin.de.
Der folgende Text vermittelt einen Einblick in die Konzeption und den aktuellen Stand der Wissensbasis, die am Centrum Modernes Griechenland entwickelt wird.
Ein Blick auf die bereits durchgeführten und für die nähere Zukunft geplanten Veranstaltungen des Centrum Modernes Griechenland verdeutlicht, dass der deutsch-griechische Austausch im Bereich der Kultur und Wissenschaften ein weites und fruchtbares Feld der Forschung darstellt. Um den Facettenreichtum dieses Feldes sichtbar zu machen, konzipiert das CeMoG gegenwärtig eine digitale Wissensbasis, die ein breites Informationsnetzwerk zum Thema des deutsch-griechischen Wissens- und Kulturtransfers bereitstellen wird. Gemäß dem Ansatz der Kulturtransferforschung fokussiert sie auf die Akteure, Aktionsfelder und Vermittlungspraktiken, über die die deutsche und griechische Kultur in den letzten 200 Jahren miteinander in Kontakt getreten sind.
Die Inhalte der Wissensbasis umfassen bibliographische Daten, enzyklopädische Informationen sowie Text-, Bild- und Tondokumente. Diese werden den Nutzerinnen und Nutzern über drei Hauptebenen zugänglich gemacht:
- Bibliographische Datenbanken zu den Themen: 1. Literatur zum deutsch-griechischen Kulturtransfer, 2. Neugriechisch-deutsche Übersetzungen, 3. Deutsch-neugriechische Übersetzungen, 4. Deutschsprachige Literatur über Griechenland, 5. Griechischsprachige Literatur über Deutschland.
- Eine Lemma-Sammlung zu den Akteuren und Aktionsfeldern des deutsch-griechischen Wissens- und Kulturtransfers. Die Lemmata enthalten ein Schlagwortverzeichnis zu Lebens- und Wirkungsdaten, Transferbereichen (z.B. Politik, Wissenschaft, Literatur), Vermittlungspraktiken (z.B. Übersetzung, Adaption, Unterricht) und Netzwerk (verbundene Akteure/Aktionsfelder) sowie eine dynamische Literaturliste, die bei Aufruf aus den Einträgen der bibliographischen Datenbanken erzeugt wird.
- Eine Enzyklopädie des deutsch-griechischen Wissens- und Kulturtransfers: Durch die Hinzufügung von Informationstexten können die Einträge der Lemmaliste zu enzyklopädischen Artikeln ausgebaut werden, die nach einer Qualitätsprüfung in die digitale Enzyklopädie des deutsch-griechischen Wissens- und Kulturtransfers überführt werden.
Über ein Schaufenster auf der Startseite der Wissensbasis können sich ihre Nutzerinnen und Nutzer außerdem über die aktuelle Forschungsarbeit sowie die Aktivitäten im Umkreis der Wissensbasis informieren.
Die bibliographischen und enzyklopädischen Einträge der drei Hauptebenen sind durch ein umfassendes Tagging so miteinander verbunden, dass sie ein dynamisches Informationsnetzwerk bilden. Die Navigation in diesem Netzwerk kann entweder über die gezielte Recherche per Suchfeld, das Durchstöbern der einzelnen Informationsebenen oder über die Schlagwortkataloge erfolgen, über die die bibliographischen und enzyklopädischen Einträge miteinander verbunden sind.
So wird es etwa möglich sein, die Titel der einzelnen Datenbanken in alphabetischer oder chronologischer Reihenfolge zu durchstöbern oder gezielt nach Bestimmten Informationen wie Autoren-, Übersetzer- oder Verlagsnamen, Titel- und Schlagwörtern (Akteure, Aktionsfelder, Orte) zu durchsuchen. Allerdings bietet die Wissensbasis auch die Möglichkeit zu einer intuitiveren Suche, die sich aus der gegenseitigen Verknüpfung ihrer Inhalte ergibt.
Ein Beispiel: Über die Suche nach den Übersetzungen aus dem Werk des griechischen Romanciers Nikos Kazantzakis in der Datenbank Neugriechisch-deutsche Übersetzungen werden die Nutzerinnen und Nutzer womöglich auf den Namen Alexander Steinmetz stoßen, der als Übersetzer in zahlreichen Einträgen der Datenbank auftaucht. Wer sich für das Tätigkeitsspektrum des Kazantzakis-Übersetzers interessiert, wird in der Lemma-Sammlung und ggf. in der Enzyklopädie weitere Informationen zu dessen Vermittlerprofil und Vermittlungspraxis finden. So enthält etwa der Infokasten Basisinformationen einen Schlagwortkatalog, über den man je nach Interesse auf die mit diesem Vermittler verbundenen Orte wie München und Athen, Transferbereiche wie Literatur und Wissenschaft, Vermittlungspraktiken wie Übersetzung, Sprachunterricht und Lexikographie sowie das breitere Netzwerk der mit diesen Tätigkeiten verbundenen Akteure und Aktionsfelder hingewiesen werden. Durch diesen Schlagwortkatalog werden sich die Nutzerinnen und Nutzer der Wissensbasis nicht nur einen ersten Überblick über die biographischen Gegebenheiten, die Tätigkeiten und das Netzwerk dieses Vermittlers verschaffen, sondern auch ihre Suche in anderen Richtungen fortsetzen können; denn bei den aufgeführten Schlagwörtern handelt es sich um Tags, die den genannten Eintrag mit weiteren Informationen verknüpfen. So wird es etwa möglich sein, über das Schlagwort Übersetzung sämtliche Einträge aufzurufen, in denen diese Vermittlungspraxis eine Rolle spielt; über die Schlagwörter im Bereich Netzwerk wiederum gelangt man zu den Lemmata und enzyklopädischen Artikeln der Akteure und Aktionsfelder, die mit Alexander Steinmetz und seinen Tätigkeiten als deutsch-griechischer Wissens- und Kulturvermittler in Zusammenhang stehen. Weitere Recherche-Impulse liefert die Literaturliste, die bei Aufruf des Eintrags dynamisch aus den Einträgen der fünf Datenbänke erstellt wird, die durch den Tag „Alexander Steinmetz“ mit dem Eintrag verbunden sind. In enzyklopädischen Artikeln werden die Nutzerinnen und Nutzer darüber hinaus einen qualitätsgeprüften Informationstext finden, der genauere Auskunft über die Tätigkeiten und das Netzwerk liefert, die in den Basisinformationen schlagwortartig zusammengefasst sind.
Wie bereits angedeutet, handelt es sich bei der Wissensbasis nicht um eine Enzyklopädie im herkömmlichen Sinne, sondern um einen dynamischen Wissensspeicher, der es erlaubt, vereinzelte Informationen zum deutsch-griechischen Wissens- und Kulturtransfer so miteinander zu vernetzen, dass sich daraus neues Wissen ergibt. So wird die Wissensbasis zwar auch ‚fertige Inhalte‘ wie die bibliographischen Einträge und die enzyklopädischen Artikel enthalten. Ihre eigentliche Funktionalität besteht aber in der nutzerorientierten Verknüpfung dieses Materials.
Aus der obigen Beschreibung geht hervor, dass die Konzeptionsphase der Wissensbasis mittlerweile so gut wie abgeschlossen ist. Die aktuellen Arbeiten betreffen vor allem die Entwicklung ihrer technischen Infrastruktur, aber auch die inhaltliche Erweiterung und Verschlagwortung der bibliographischen Datenbanken. Eine erste Testversion der Wissensbasis soll ab dem Sommer 2016 online zur Verfügung stehen.
Wie feinmaschig das Wissensnetz sein wird, das auf diese Weise entsteht, hängt freilich auch von der externen Versorgung mit Inhalten und Ideen ab. Um die Forschungsarbeit im Bereich des deutsch-griechischen Wissens- und Kulturtransfers anzuregen, setzt das CeMoG auf die Organisation von Tagungen und Workshops, die Vernetzung mit deutschen und griechischen Bildungseinrichtungen, aber auch auf die finanzielle Unterstützung einschlägiger Forschungsprojekte. Das Forschungsnetzwerk, das auf diese Weise entsteht, soll neben der kollaborativen Erstellung von Inhalten und Beiträgen auch an der redaktionellen Betreuung und Weiterentwicklung der Wissensbasis beteiligt sein. Durch unterschiedliche Formen der Nutzerbeteiligung wie z.B. eine umfangreiche Kommentarfunktion wird den Nutzerinnen und Nutzern der Wissensbasis außerdem die Möglichkeit geboten, aktiv an der inhaltlichen Gestaltung der Wissensbasis mitzuwirken. Daneben soll die Wissensbasis als Netzwerk und Publikationsplattform für Nachwuchswissenschaftler dienen, die verschiedene Aspekte der deutsch-griechischen Beziehungen erforschen. Einsendungen und Hinweise auf entsprechende Forschungsarbeiten sind jederzeit willkommen!
In diesem Zusammenhang werden jährlich bis zu fünf Forschungsprojekte im Bereich der Geistes-, Kultur-, Geschichts- und Sozialwissenschaften durch das CeMoG gefördert. Jedes Projekt wird mit bis zu 5.000 € unterstützt.Die Erträge dieser Projekte sind zur Online-Veröffentlichung in der Reihe Working Papers der Wissensbasis bestimmt und sollen deren Korpus inhaltlich bereichern und erweitern. Im ersten Jahr wurden die Forschungsprojekte von vier Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern gefördert: Dr. Angela Gioti schreibt einen Beitrag mit dem Thema "The Birth of Modern Criticism in the Work of Iakovos Polylas (1825-1896)"; Georgios Giovannidis forscht über „Modern Greek translations of Austro-German Life Sciences texts, 1830-1930“; Elisabeth Heinze untersucht die „(Veränderte) Wahrnehmung deutscher Institutionen in Griechenland seit der Krise - über den Einfluss des Goethe-Instituts im Kulturleben der Stadt Thessaloniki im Zeitraum zwischen Juni 2009 und Juli 2015“; und Dr. Anthi Wiedenmayer arbeitet an ihrem Forschungsprojekt „Übersetzerporträts - Ein soziologischer Ansatz“.
Die Stipendien 2015-2016 werden in den kommenden Monaten vergeben.
Marco Hillemann