Deutsch-griechische Verflechtungen vom Deutschen Kaiserreich bis zum Einmarsch der Wehrmacht in Griechenland (1871-1941)
Konferenz
Das Centrum Modernes Griechenland (CeMoG) der Freien Universität Berlin organisiert in Zusammenarbeit mit der Arbeitsstelle für deutsch-griechische Beziehungen (EMES) der Nationalen und Kapodistrias Universität Athen die folgende Konferenz zum Thema:
„Deutsch-griechische Verflechtungen vom Deutschen Kaiserreich
bis zum Einmarsch der Wehrmacht in Griechenland (1871-1941)“
Webex, 24. – 27. September 2020
Detailiertes Programm der Konferenz
Zum HintergrundDen Rahmen der Konferenz bildet die Entwicklung des Online-Compendiums der deutsch-griechischen Verflechtungen (ComDeG). Das Online-Compendium ist ein zweisprachiges, frei zugängliches Referenzwerk, das eine breite Öffentlichkeit mit verlässlichen Informationen über die historischen, kulturellen und wissenschaftlichen Verflechtungen versorgt, die den deutsch- und den griechischsprachigen Raum seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert miteinander verbinden. Hierzu trägt eine Vielzahl wissenschaftlicher Fachdisziplinen bei, die das gesamte Spektrum der Geistes- und Sozialwissenschaften umfasst.
Die bewusste Entscheidung für den Plural der Verflechtungsgeschichten spiegelt sich nicht nur in der programmatischen Interdisziplinarität des Werkes wider, sondern bestimmt auch die Architektur des Compendiums. Dessen Essays sind in drei Typen unterteilt: Mikrogeschichten, Makrovorgänge und Metanarrative. Hierbei handelt es sich um unterschiedliche perspektivische Fokussierungen auf das historische Material, die es erlauben, die unterschiedlichen Faktoren aufzuzeigen, die sich zu verschiedenen Zeiten miteinander verflochten und zu einer vielseitigen gemeinsamen Geschichte zusammengefügt haben.
Mit der Konferenz „Deutsch-griechische Verflechtungen vom Deutschen Kaiserreich bis zum Einmarsch der Wehrmacht in Griechenland“ setzen wir die Reihe wissenschaftlicher Veranstaltungen zur Produktion von Essays für das Online-Compendium fort. Ziel ist dabei nicht nur die Systematisierung und Aufbereitung des bestehenden Fachwissens für eine breitere Öffentlichkeit. Gleichzeitig geht es auch um die Aufdeckung unbekannter und umstrittener Aspekte, aus denen sich Perspektiven für die künftige Forschung ergeben.
Zum Konzept der KonferenzDie außerordentlich schwierigen zwischenstaatlichen Beziehungen zwischen Griechenland und Deutschland, die durch die Ereignisse des Ersten Weltkriegs und in besonders dramatischer Weise durch die deutsche Besatzung Griechenlands im Zuge des Zweiten Weltkriegs geprägt wurden, hielten beide Seiten nicht von einer Fortführung und Vertiefung der bilateralen Kontakte und des gegenseitigen Austauschs ab. Über den gesamten Zeitraum hinweg übten die politischen und gesellschaftlichen Ideale der deutschen „Bildung“, die sich ihrerseits auf das antike Griechenland bezog, eine gewaltige Strahlkraft auf das zeitgenössische Griechenland aus. Die Sehnsucht der gebildeten Deutschen nach dem, was sie als die Wiege ihrer persönlichen und gesellschaftlichen Identität ansahen, blieb auch in diesen Jahren unvermindert, während sich die Griechen, die auf dem Wege der Bildung zu gesellschaftlicher Reputation gelangen wollten, hauptsächlich (wenn auch nicht ausschließlich) durch die Augen der Deutschen sahen.
Diese Vorbildfunktion Deutschlands bildete die Grundlage der gegenseitigen Verflechtungen, die sich nicht allein auf politische und wirtschaftliche Prozesse reduzieren lassen. So sehr letztere auch einen bedeutsamen Faktor für die Gestaltung der deutsch-griechischen Verflechtungen in diesem Zeitraum darstellten, wurden diese doch oftmals durch den Bezug auf die deutsche Bildung ergänzt und eingerahmt – und das in weitaus größerem Umfang, als dies bei den vormals oder nachher dominanten Modellen der französischen, britischen oder italienischen Bildung der Fall war. Die verschiedenen Bezugsformen der Deutschen auf Griechenland und der Griechen auf Deutschland trugen zur Herausbildung von Kommunikationsfeldern mit langfristigen Folgen für die jeweiligen Mentalitäten und Praktiken bei. Ebenso leisteten sie einen Beitrag zur Abmilderung oder gar Überwindung der Feindseligkeiten, die im Rahmen der internationalen politischen Konflikte geschürt werden. Die Kulturpolitik des Deutschen Reiches und die Stipendienvergabe, die v. a. nach dem Ende des 19. Jahrhunderts einsetzt, befördern die Fortsetzung von Verbindungen, die bis in die Zeit König Ottos zurückreichen. Die Bedeutung der Studien an deutschen Universitäten wird sich auch nach den traumatischen Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs unvermindert fortsetzen. Gleichzeitig bilden die ökonomischen Beziehungen die Basis sowohl für den Transfer von Technologie wie von Konsumgütern. Selbstverständlich verfolgen auch die griechischen Architekten die Entwicklungen in ihrem Bereich stets mit dem Blick auf die aktuellen deutschen Strömungen. Im 19. Jahrhundert lernten sie den Neoklassizismus zu schätzen. In der Zwischenkriegszeit zeigten sie sich bereitwillig, den formalen und bautechnischen Vorbildern der deutschen Moderne zu folgen.
Entsprechende Entwicklungen lassen sich auch in der Literatur mit der Debatte über die „Nordmanie“ der jungen Generation, in den Bildenden Künsten und in der Musik feststellen, aber auch in den Sozial- und Rechtswissenschaften. Nicht unerheblich sind auch die deutschen Bezüge auf den Gebieten der Medizin, der Naturwissenschaften und selbst der Theologie. Viele dieser Aspekte der deutsch-griechischen Verflechtungen sind bislang nicht ausreichend erforscht worden. Vergleichsweise am besten ist die Situation noch mit Blick auf die Zwischenkriegszeit, während über die deutsch-griechischen Verflechtungen in den ersten 30 Jahre des Deutschen Kaiserreiches viel weniger bekannt ist. Ebenso wenig Aufmerksamkeit haben die Umwandlungen der Beziehungen zwischen den Griechen und dem deutschsprachigen Raum im Zuge von dessen radikaler politischer Neuordnung und dem bewegten Verlauf der deutschen Geschichte nach 1871 erfahren.
Das Ziel der Konferenz besteht sowohl in der Systematisierung des bestehenden Wissens über die diesbezüglichen historischen Vorgänge wie auch die Erschließung neuer Forschungsfelder durch innovative, quellenbasierte Forschungsbeiträge (Mikrogeschichten, Makrovorgänge, Metanarrative), die im Online-Compendium der deutsch-griechischen Verflechtungen veröffentlicht werden.
Wichtige Termine für die Teilnahme an der Konferenz- Information über die Annahme oder Ablehnung des eingereichten Exposés: bis 31. Januar 2020
- Einreichung der Essays, die im Rahmen der Konferenz diskutiert werden: bis 28. Juni 2020
- Durchführung der Konferenz: 24.-27. September 2020
Konferenzsprachen: Griechisch und Deutsch. Ihr Exposé schicken Sie bitte an folgende E-Mail-Adresse: z.stoikou@fu-berlin.de