#Editorial
11.01.2016
Jeder Klick ein Klassiker! Die Edition Romiosini ist seit nunmehr einem Monat in Betrieb: griechische Klassiker wie die Romantrilogie Steuerlose Städte von Stratis Tsirkas und das Monument der Antikriegsliteratur Das Leben im Grabe von Stratis Myrivilis sind nun für das deutschsprachige, neu- und wissensbegierige Publikum verfügbar. Damit startet ein wichtiges Langzeitprojekt des CeMoG. Weiter geht es mit Literatur zur Migration im 20. Jahrhundert, nämlich mit den Romanen Loxandra von Maria Iordanidou, Lass es Dir gut gehen von Sotiris Dimitriou und Anatolien von Dido Sotiriou, aber auch mit Geschichte: Die deutschen Erstausgaben zur politischen Geschichte Griechenlands 1974-2008 von Jannis Voulgaris und zu den Holocaust-Überlebenden aus Thessaloniki von Rika Benveniste sind die weiteren Titel der Edition Romiosini für das Frühjahr.
Griechenland erlesen: die Edition Romiosini/CeMoG
Griechenland erlesen lautet das Motto der Edition Romiosini, deren Herausforderung darin besteht, dem deutschsprachigen Publikum die wichtigsten Autorinnen und Autoren der neugriechischen Literatur sowie facettenreiche Aspekte der neugriechischen Literatur-, Sozial- und Kulturgeschichte näherzubringen.
Bei der Förderung und Publikation griechischer belletristischer und wissenschaftlicher Literatur in deutscher Sprache durfte die Edition Romiosini / Centrum Modernes Griechenland den Stab vom Kölner Romiosini Verlag übernehmen und sich in die Tradition einschreiben, die Niki und Hans Eideneier seit 1982 pflegten, als sie mit viel Mut einen „Verlag für zeitgenössische griechische Literatur“ gründeten. Mit weit mehr als hundert Titeln aus dem Griechischen aus allen Sparten – Prosa, Lyrik, Theater, Sachbuch und Fachliteratur – hat der Verlag die deutsch-griechischen literarischen Beziehungen wie wenige Einrichtungen in Deutschland geprägt. Auch der Name des Verlages sprach damals für ein dezidiertes Programm. Das Signifikant Romiosini markierte im ausgehenden 19. Jh. die Differenz eines Kulturprogramms, das auf die Graecomanie des europäischen Philhellenismus und auf den neoklassizistischen Archaismus seit der Gründung des modernen griechischen Staates verzichten wollte, um sich in der gesprochenen Sprache, im nationalen Volksgeist (im Sinne Herders) neu zu inszenieren.
Das Projekt Edition Romiosini des CeMoG erzielt die Etablierung und Entwicklung einer digitalen Online-Bibliothek für griechische und griechenlandbezogene Literatur (Belletristik, Sachbuch und Fachliteratur), indem vergriffene Titel des Kölner Romiosini Verlages neu aufgelegt werden und neue Titel in das Programm aufgenommen werden.
Wir unterteilen unser Editionsprogramm in drei Sparten:
In der Sparte Fachliteratur wird die Reihe Neograeca Medii Aevi, die Professor Hans Eideneier geleitet hat, wiedererscheinen und fortgesetzt. Hinzu kommen Dissertationen, die an der Berliner Professur Neogräzistik oder an weiteren deutschen Universitäten verteidigt werden, sowie die Tagungsbände des CeMoG: etwa der Band Die „Neue Ordnung“ in Griechenland. 1941-1944, mit Beiträgen auch aus der Vortragsreihe „Griechenland unter deutscher Besatzung“ in Zusammenarbeit mit der „Topographie des Terrors“, die Konferenzbände Deutschland und Griechenland im Spiegel der Philosophiegeschichte. Transfers im 20. Jahrhundert und Deutsch-griechische Beziehungen im ostdeutschen Staatssozialismus (1949-1989) sowie unsere Hommage an den wichtigen griechischen Autor Thanassis Valtinos, dessen Name in der Sparte Belletristik wiederzufinden ist.
Als Sachbücher sind Neuauflagen wichtiger Titel aus dem Programm des Kölner Romiosini Verlags geplant, etwa die Geschichte Griechenlands im 19. und 20. Jahrhundert von Richard Clogg, die Geschichte der neugriechischen Literatur von Linos Politis oder die Bände von Dimosthenis Kourtovik (Griechische Schriftsteller der Gegenwart) und Eleni Torossi (Kleine Worte, große Worte. Eleni Torossi im Gespräch mit zeitgenössischen griechischen Autoren). Das Buch des Politikwissenschaftlers Jannis Voulgaris zur politischen Geschichte Griechenlands von der politischen Wende 1974 bis zur zeitgenössischen Krise ist von Gerhard Blümlein übersetzt worden und wird demnächst erscheinen. Auch das Buch der Historikerin Rika Benveniste ... die, die überlebt haben. Widerstand, Deportation, Rückkehr. Juden aus Thessaloniki in den 1940er Jahren über die Schicksale der Juden von Thessaloniki, die den Holocaust überlebten, in einer Übersetzung von Dennis Püllmann, gefördert vom Deutsch-Griechischen Zukunftsfonds des Auswärtigen Amtes, wird in wenigen Monaten veröffentlicht.
In der Sparte Belletristik schließlich werden aus dem Kölner Programm Titel aufgenommen, die unter den Rubriken Lyrik, Prosa, Theater und Anthologie erschienen sind. Dieses zweite Leben der Übersetzungen ist oft nach Schwerpunkten geordnet, etwa nach thematischen: Für die nächsten Monate haben wir etwa einen Schwerpunkt auf die Thematik Migration gesetzt. In diesem Zusammenhang werden die Romane Loxandra von Maria Iordanidou, Anatolien von Dido Sotiriou, Nationalität: Philhellene von Mimika Cranaki und Lass es Dir gut gehen von Sotiris Dimitriou neu verlegt werden. An einem größeren Projekt zu der Übersetzung der wichtigsten Werke des Autors Thanassis Valtinos in der Edition Romiosini wird schon gearbeitet und wir hoffen, die ersten Früchte bald präsentieren zu können.
Als Forschungszentrum an einer exzellenten Hochschule richtet sich unser Interesse auf die Sichtbarkeit der Publikationen, die Streuung von ästhetischem Wissen und wissenschaftlicher Information. Deswegen auch die innovative hybride Form der Edition Romiosini: Alle Titel werden zur Online-Lektüre angeboten, damit die Forschung unterstützt und zugleich dadurch die Lesbarkeit der neugriechischen Literatur erhöht wird. Für die gedruckte sowie die E-Book-Form haben wir das Model Book-on-Demand gewählt; neben dem logistischen gibt es dadurch auch den Vorteil der sicheren Verfügbarkeit: Unsere Titel werden nie vergriffen sein und können über unsere Webseite sowie über den digitalen oder den analogen Buchmarkt für die eigene Bibliothek erworben werden; denn, um mit einem Goethe-Zitat abzuschließen, „was man schwarz auf weiß besitzt, kann man getrost nach Hause tragen“ – und jederzeit darin blättern, lesen und Notizen hinterlassen.
Edition Romiosini/CeMoG