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#Lesenswert

22.03.2022

A. Katsanakis / A. Kambylis

A. Katsanakis / A. Kambylis
Bildquelle: Privat

Am Freitag dem 25. Februar fand die Mitgliederversammlung der Arbeitsgemeinschaft für Neogräzistik in Deutschland digital statt. In diesem Rahmen wurden Athanasios Kambylis, Anastasios Katsanakis und Elsie Mathiopoulou, drei verdiente Neogräzist*innen, die nicht mehr unter uns sind, mit Nachrufen gewürdigt. Zum Nachlesen publizieren wir in diesem Newsletter die Nachrufe für A. Kambylis und A. Katsanakis; der Nachfruf für E. Mathiopoulou erscheint im nächsten Newsletter.

Την Παρασκευή, 25 Φεβρουαρίου, πραγματοποιήθηκε ψηφιακά η Γενική Συνέλευση της Εταιρείας Νεοελληνικών Σπουδών Γερμανίας, στο πλαίσιο της οποίας διαβάστηκαν οι νεκρολογίες για τον Αθανάσιο Καμπύλη, τον Αναστάσιο Κατσανάκη και την Ε. Μαθιοπούλου. Στο παρόν newsletter δημοσιεύουμε τις δύο πρώτες.

Athanasios Kambylis, 9.1.1928 – 20.9.2021

Athanasios Kambylis studierte Philologie an der Universität Athen und erwarb dort 1955 seinen Abschluss. Anschließend promovierte er als Stipendiat an der Universität Kiel in Klassischer Philologie. 1960 wurde er Lektor für Neugriechisch an der Universität Hamburg. Der Stelleninhaber Stamatis Karatzas hatte sich habilitiert und wurde anschließend auf eine höher besoldete Stelle mit anderen Aufgaben befördert. 1969 habilitierte Athanasios Kambylis sich an der Universität Hamburg zu einem Thema der byzantinischen Philologie, sein Vortrag im Habilitationskolloquium hatte aber ein neuzeitliches Thema: „Goethe und Griechenland“. 1979 wurde er nach erfolgreichen Bleibeverhandlungen zum Professor für Byzantinistik und Neugriechische Philologie an der Universität Hamburg ernannt. Der Verstorbene sah und beschrieb sich selbst als Philologe, von der akademischen Gemeinschaft wurde er in erster Linie als Byzantinist wahrgenommen. Gleichwohl konnten die Studierenden in dem 1979 an der UHH eingeführten Masterstudiengang zwischen den Schwerpunkten Byzantinistik und Neugriechische Philologie wählen. Es gab zahlreiche Magisterarbeiten auf dem Gebiet der Neugriechischen Philologie und immerhin vier Dissertationen, diejenigen unserer Mitglieder Kyriaki Chrysomalli-Henrich und Werner Voigt sowie diejenigen von Winfried Uellner und Maria Katika-Vassi. Athanasios Kambylis war von 1979 bis 1993 Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Byzantinistik. Wiederholt wurde er als Experte herbeigeholt, als an deutschen Universitäten für die Neogräzistik relevante Professuren zur Besetzung anstanden, so z.B. in Berlin, Bochum (Nachfolge Kamarinea und Nachfolge Reinsch) und Leipzig (Günther Steffen Henrich war der erste Stelleninhaber). In Österreich war er meines Wissens involviert, als an der Universität Wien die Nachfolge Hering zur Besetzung anstand. An den Vorgängen, die zur Gründung unserer Arbeitsgemeinschaft führten, war der Verstorbene maßgeblich beteiligt. Es gibt ein handschriftliches Gründungsdokument: „Heute, Sonntag, den 3. Juli 1988 haben die Unterzeichneten ...“ Diese Unterzeichnung fand an besagtem Tag von 10:00–13:00 Uhr in der Wohnung des Ehepaars Kambylis am Hamburger Mittelweg 90 statt. Die Unterzeichneten waren (in der Reihenfolge des Dokuments) Isidora Rosenthal-Kamarinea, Hans Eideneier, Günther Steffen Henrich (zugleich Protokollant der Sitzung), Diether Roderich Reinsch und Athanasios Kambylis. Besprochen wurde auch ein Satzungsentwurf, den offenbar Athanasios Kambylis vorgelegt hatte. Diether Roderich Reinsch hat dann in Bochum die erste Mitgliederversammlung einberufen, auf der am 3. Dezember 1988 die auch heute noch (mit Änderungen) gültige Satzung beschlossen wurde. Den Anlass für die Gründung einer deutschen Arbeitsgemeinschaft hatte übrigens eine von dänischen Kolleg:innen ausgehende Initiative zur Gründung einer ersten ΕΕΝΣ dargestellt, deren Mitglieder Gesellschaften und nicht etwa Personen sein würden. Als 1995 die heutige ΕΕΝΣ gegründet wurde und 1996 ein ursprünglich in Delphi geplanter Kongress in Athen stattfand, hielt Kambylis – damals bereits Mitglied der Athener Akademie der Wissenschaften – die Abschlussrede, sein eigenes philologisches Profil betonend und mit deutlichen Bezugnahmen auf die sich an deutschen Universitäten und in Wien im Umfeld der Byzantinistik als eigenständiges Fach etablierende Neogräzistik, die an den meisten Universitäten von der Neugriechischen Philologie ihren Ausgang nehme, zusätzlich aber auch Geschichte und Kultur umfasse.

Prof. Dr. Ulrich Moennig


Anastasios Katsanakis, 19.12.1937 – 3.8.2020

Am 3. August 2020 ist Anastasios Katsanakis, Gründungsmitglied unserer Arbeitsgemeinschaft, im Alter von 83 Jahren in Münster gestorben.

Tassos, wie wir ihn nannten, hatte das Gymnasium in seiner thessalischen Heimat besucht, einen Abschluss in Orthodoxer Theologie an der Universität Thessaloniki erworben und später Gesellschaftswissenschaften und Byzantinistik in Münster studiert. Dort fiel er dem Ordinarius für Byzantinistik Jadran Ferluga positiv auf, der ihn förderte und zum Mitarbeiter des Glossars zur frühmittelalterlichen Geschichte im östlichen Europa sowie zum Mitautor von Beiheften des Glossars berief. Fürs Glossar arbeitete Tassos mit Athanasios Fourlas, Günter Weiß und weiteren Gelehrten zusammen.

Bereits während des Studiums in Thessaloniki hatte Tassos sich mit den Früchten profunder Belesenheit ausgestattet und war zum Kenner der neueren griechischen Literatur avanciert. Nach der Emeritierung Ferlugas im Jahr 1985 wurde das Glossarprojekt vorzeitig abgebrochen. Indessen aber war Tassos‘ Vertrautheit mit der neugriechischen Literatur bei einer Gruppe von Münsteraner Professoren aus dem Bereich der Geographie und der Altertumskunde, die sich auch für das moderne Griechenland interessierten, und bei griechenlandaffinen Mitgliedern des Münsteraner Bildungsbürgertums nicht unbemerkt geblieben. Als die Arbeitsstelle Griechenland gegründet und der Universität Münster als neogräzistisches Aninstitut angegliedert wurde, übernahm Tassos die Geschäftsführung. Die gute Arbeit, die er dann als Berater, Sprachlehrer, Spezialist für neugriechische Literatur und federführender Mitorganisator des jährlich stattfindenden renommierten Münsterschen Griechenlandseminars leistete, fand große Anerkennung. Dadurch und auch dank der fortbestehenden Unterstützung seitens der interessierten Professorenschaft sowie der Athener Onassis Stiftung konnte sich die Arbeitsstelle Griechenland weiter konsolidieren. Tassos blieb Geschäftsführer, bis er das Rentenalter erreichte. Einen niveauvollen, informellen Literatur- und Lesekreis, den er gegründet hatte, betreute er bis kurz vor seinem Ableben weiter. Die ihm im Jahr 2002 gewidmete Festschrift (Horst-Dieter Blume und Cay Lienau, Hrsgg. Annäherung an Griechenland. Festschrift für Anastasios Katsanakis = Choregia, Heft 1. Münstersche Griechenland-Studien) ist zwar längst vergriffen, jedoch im Netz frei zugänglich (https://choregia.jimdofree.com/choregia/heft-1-2002/).

Tassos war mit seiner Eleganz, Jovialität und stets positiver Einstellung gegenüber Menschen und Situationen ein außergewöhnlicher Gentleman. Er war Gründungsmitglied unserer Arbeitsgemeinschaft, seine Diskussionsbeiträge auf den Tagungen waren stets ausnehmend produktiv.

Bald nach seinem Wechsel in den Ruhestand verlor er seine geliebte Frau, eine Münsteraner Pädagogin, mit der er eine Tochter hatte, konnte aber noch die Geburt seines Enkelkinds erleben.

Möge er in Frieden ruhen!

Prof. Dr. Georgios Makris