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#Wissenswert

15.11.2023

Gisela v.d. Trenck

Gisela v.d. Trenck

Was geschah mit dem Nachlass der Übersetzerin Gisela von der Trenck nach ihrem Tod 1989 in Athen? Der Übersetzer, Autor und ehemalige Diplomat Ulf-Dieter Klemm berichtet, was er enthält, wie er in seine Hände gelangte und schließlich von seiner Entscheidung, ihn dem CeMoG zu schenken.

Για το πώς έφτασαν στα χέρια του τα κατάλοιπα της μεταφράστριας Gisela von der Trenck και την απόφασή του να τα δωρίσει στο CeMoG, γράφει στο σημείωμά του ο μεταφραστής, συγγραφέας και πρώην διπλωμάτης Ulf-Dieter Klemm.


Das CeMoG erhält eine späte Hinterlassenschaft der Übersetzerin Gisela von der Trenck

Die 1920 in Berlin geborene Juristin und Übersetzerin aus altem preußischem Adel arbeitete von 1950 bis 1962 als Referentin für griechisches Recht und Rechtsgeschichte am Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Privatrecht (Tübingen, ab 1956 Hamburg). Das Institut schickte sie 1960 zu einem halbjährigen Studienaufenthalt an die Universität Thessaloniki. Sie war so angetan von dem Land, dass sie 1962 nach Thessaloniki übersiedelte und verschiedene Tätigkeiten als Dozentin für Rechtsterminologie, Deutschlehrerin, Übersetzerin und Lektorin ausübte. (Zu Details ihrer Tätigkeiten siehe Marco Hillemann: „Gisela von der Trenck“, in: Alexandros-Andreas Kyrtsis und Miltos Pechlivanos (Hg.), Compendium der deutsch-griechischen Verflechtungen, 22.11.2022, URI: https://comdeg.eu/artikel/101482/; Andrea Schellinger: „Gisela von der Trenck, 1920-1989“, in: Germersheimer Übersetzerlexikon UeLEX (online), 11. Juni 2023, URI: https://uelex.de/uebersetzer/gisela-von-der-trenck/.)

1976 zog sie nach Athen, wo sie 1989 verstarb. Sie hatte keine direkten Nachkommen. Der einzige Erbe, ein entfernter Verwandter, schlug das Erbe aus, so dass der vom Nachlassgericht München eingesetzte Nachlasspfleger die Botschaft mit der Auflösung des Haushalts betraute.

Ich arbeitete seinerzeit als Kulturreferent an der Botschaft Athen und habe mich, als ich davon erfuhr, um die literarische Hinterlassenschaft der Verstorbenen gekümmert. In ihrem Arbeitszimmer fand ich das abgeschlossene Typoskript der Übersetzung von Band 1 der Trilogie Steuerlose Städte von Stratis Tsirkas sowie die zugehörige Korrespondenz mit dem Albrecht Knaus Verlag und dem Insel Verlag. Da ich auf meine Anfragen bei beiden Verlagen keine Reaktion erhielt, habe ich das Typoskript behalten.

Die Trilogie ist 2015, übersetzt von Gerhard Blümlein, in der Edition Romiosini erschienen. Das Typoskript der von der Trenck’schen Übersetzung ist nur noch von literaturhistorischem Interesse, weshalb ich es dem CeMoG zur Aufbewahrung und ggf. wissenschaftlichen Auswertung übergebe.

Ein weiterer Fund in der Hinterlassenschaft waren Transkriptionen von handschriftlichen Erinnerungen von Georg Ludwig von Maurer, dem kurzzeitigen Mitglied des Regentschaftsrates von König Otto von Griechenland. Sie beziehen sich auf die Zeit nach seiner Rückkehr nach München, insbesondere auf eine Reise nach Athen 1858 in Begleitung des Erbprinzen Adalbert von Bayern aus Anlass der Feier zur 25-jährigen Regentschaft von König Otto.

Frucht seiner Tätigkeit als Mitglied des Regentschaftsrates ist das dreibändige Werk Das Griechische Volk in öffentlicher, kirchlicher und privatrechtlicher Beziehung vor und nach dem Freiheitskampfe bis zum 32. Juli 1934 (Neudruck der Ausgabe von 1835 bei Otto Zeller, Osnabrück 1968).

Der Rechtsprofessor Giannis Sontis, Mitglied der Athener Akademie, hatte die handschriftlichen Erinnerungen nach mühseliger Suche in der Münchner Staatsbibliothek entdeckt und beabsichtigte, sie in der Publikationsreihe der Akademie herauszugeben. Er beauftragte seine frühere Mitarbeiterin Gisela von der Trenck, die handschriftlichen Texte mit der Schreibmaschine abzuschreiben und zu kommentieren. Prof. Sontis ist 1982 verstorben, bevor er sein Vorhaben umsetzen konnte. Zwei Jahre später empfahl Akademiemitglied P. Zepos der Akademie, diese „Maureriana“ zu veröffentlichen. Den 1989 aufgefundenen Unterlagen war nicht zu entnehmen, dass dieser Empfehlung entsprochen worden ist.

In Absprache mit Prof. Miltos Pechlivanos habe ich diese Unterlagen dem CeMoG zur Aufbewahrung übergeben mit der Bitte, zu prüfen, ob eine Publikation im Rahmen der Edition Romiosini infrage kommt.

Ulf-Dieter Klemm